Thomas Friedrich Schäfer, Experiential Spaces

Im Gespräch mit Thomas Friedrich Schäfer, Kategoriesieger 2015:
Er gewann die Kategorie „Free Choice / Conceptional Photography“ im Jahr 2015. Zwei Jahre danach redeten wir mit ihm über Erinnerungen und Erfolg. Und die Zeit, die es braucht, um eine seiner Installationen zu schaffen.

Sein Name ist typisch deutsch und im sprachlichen Rhythmus dem Künstler Caspar David Friedrich sehr nah: Thomas Friedrich Schäfer. Ebenso deutsch sind seine historisch exakten Nachbildungen von Kindheitserinnerungen aus den 80er und 90er Jahren. Diese hat er mit einer Digitalkamera festgehalten und somit zu Dokumenten seiner – verlässlichen? – Erinnerungen gemacht. Mit dieser teils verstörenden, immer aber faszinierenden Arbeit gewann er den Felix Schoeller Photo Award 2015 in der Kategorie „Freie/Konzeptionelle Fotografie“. Den Erinnerungen und Auswirkungen dieses Erfolgs versucht das Interview mit Thomas Friedrich Schäfer nachzugehen.

Herr Schäfer, was war für Sie Ansporn, am Felix Schoeller Award 2015 teilzunehmen? Mit welcher Hoffnung haben Sie Ihre Arbeit in der Kategorie „Freie/Konzeptionelle Fotografie“ eingereicht?

Um ganz ehrlich zu sein, habe ich erst kurz vor Abschluss der Bewerbungsfrist meine Arbeiten eingereicht. Ich war bis zuletzt nicht überzeugt, dass meine Werke es ‚schaffen‘ werden. Der Grundgedanke war, dass ich hoffte, die Bilder zeigen zu können, sei es der Fachjury oder sogar in einer Ausstellung.

Nachdem Sie zur Siegerehrung alle Prämiierten und Nominierten in der Ausstellung gesehen haben: Wie ordneten Sie Ihre Arbeit im Wettbewerb ein?

Ich vergleiche meine Arbeiten nicht mit anderen. Es würde dem Versuch ähneln, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Es waren konzeptionell und ästhetisch sehr starke Arbeiten zu bewundern, und ich bin froh und fühle mich geehrt, dass meine Arbeit in diesem Kontext hängen durfte.

Wie war Ihre Reaktion, als Sie erfuhren, dass Sie Kategoriesieger geworden sind?

Ich habe innerlich vor Freude aufgeschrien, und es war wie ein ‚Schulterklopfen‘ nach gut getaner, intensiver Arbeit.

Ihre Arbeit hat ja noch weitere Preise gewonnen. Können Sie uns sagen, welche, wann und wo?

Im Jahr darauf, also nach dem Felix Schoeller Photo Award 2015, durfte ich sogar drei Preise entgegen nehmen: Im März 2016 den ‚Arte Laguna‘ Art Prize, in der Kategorie „Photographic Art“; im April folgte der ‚LaGrande Photo‘ Art Prize, in der Kategorie „Fine Art“ und im Juni 2016 gewann ich den ‚Moscow International Photography Award‘, in der Kategorie „Fine Art Professional“.

 Wie lange haben Sie für Ihre Arbeit gebraucht?

Die Produktionszeit der Serie „Erfahrungsräume / Experiential Spaces“ betrug ca. zwei Jahre – beginnend mit der Konzeptfindung bis zur tatsächlichen Realisierung. Für jede Installation benötigte ich zwischen 200-300 Stunden.

Mit welcher Kamera haben Sie fotografiert?

Ich bevorzuge das Digitale Mittelformat und deshalb die Phase One.

Hat sich seit dem Gewinn des Awards etwas für Sie geändert?

Diese Anerkennung und auch die weiteren, haben mich enorm motiviert und bestätigt, in meinem künstlerischen Schaffen weiter zu gehen und neue Türen zu öffnen.

Welche Projekte planen Sie in nächster Zukunft? Woran arbeiten Sie gerade?

Die kommende Serie mit dem Arbeitstitel ‚Autofiktion‘ soll die Grenze zwischen dem Inszenierten, der Fiktion und der Dokumentation, aber auch der Autobiografie der Gegenwart verschmelzen lassen. Dafür nutze ich erneut gebaute Installationen.

Herr Schäfer, Glückwunsch zu Ihren Erfolgen, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute beim Öffnen neuer Türen!

 

Thomas Friedrich Schäfer:

1983 geboren in Mainz und aufgewachsen in São Paulo, kam Thomas Friedrich Schäfer zum Studieren nach Deutschland zurück. Nach seinem Bachelor-Abschluss an der Technischen Kunsthochschule in Berlin, nahm er 2014 an verschiedenen Ausstellungen teil. U. a. waren seine Werke in Berlin zu sehen. Der Felix Schoeller Photo Award ist die erste große Auszeichnung des Fotokünstlers.

Das Making-of von „Experiential Spaces“ ist in zwei Dokumentationen auf Vimeo zu sehen:

https://vimeo.com/130340920

https://vimeo.com/114869439